Tag 6 - Fahrt mit Tabea von Hamburg nach Malmö

Thursday, 24. August 2023

Tabea fährt heute mit ihrem silbernen Volvo von Braunschweig aus bis nach Vaxjö in Schweden. Über BlaBlaCar hat sie noch einen Mitfahrer gesucht und mich gefunden. Von Hamburg aus nimmt sie mich mit und bringt mich wohlbehalten bis nach Malmö. Eine sehr angenehme und kurzweilige Fahrt - gerne wäre ich mit ihr noch weiter bis nach Wladiwostok gefahren!

Gestern habe ich mich kurzerhand dazu entschieden, einen Zwischenstopp in Malmö einzulegen. Da ich bereits vor einer Woche ein Zugticket von Hamburg nach Stockholm gekauft habe, so hätte ich diese Fahrt natürlich auch mit dem Zug antreten können. Schliesslich fahren die Züge nach Stockholm über Malmö. In Summe kommt es aber günstiger, das 80 EUR teure Zugticket zu stornieren und bei Tabea mitzufahren. Der wahre Grund hingegen ist meine Faulheit so früh am Morgen aufzustehen. Der Zug wäre nämlich bereits schon um 8:43 Uhr abgefahren, Tabea ist erst um 13:30 Uhr in Hamburg. So brauche ich keinen Wecker zu stellen, kann ausschlafen und gemütlich frühstücken. Die Zugfahrt von Hamburg bis nach Stockholm würde übrigens “nur” 12 Stunden dauern - für eine Entfernung von 1100 km gar kein so schlechter Wert - garantiert schneller als mit dem Auto und bestimmt auch entspannter. Bereits einmal bin ich diese Zugstrecke gefahren, das war 2005 als ich mit dem Interrail-Ticket auf dem Nachhauseweg von Finnland aus gewesen bin.

Was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen

Treffpunkt mit Tabea ist der Hammer Steindamm um 13:30 Uhr. Also geht es mit dem Bus zum Niendorfer Markt und von dort weiter mit der U2 Rauhes Haus direkt zur Hammer Kirche. Fahrtzeit ca. 1 Stunde. Von dort laufe ich den Hammer Steindamm entlang ohne gross nachzudenken, schliesslich habe ich ja “Hammer Steindamm” in Google Maps eingegeben. What could possibly go wrong? Nun ist der Hammer Steindamm natürlich eine ziemlich lange Strasse, und wenn du bei Google keine Hausnummer eingibst, dann nimmt Google irgendeinen Punkt in der Mitte. So laufe ich fröhlich weiter und schwitze in der Sonne. Irgendwann schaltet sich dann doch mein Gehirn ein und merkt an “wo denn jetzt genau der Treffpunkt sei”. Just in diesem Moment kommt von Tabea die Nachricht, dass sich unser Treffpunkt aufgrund einer Strassensperrung verschiebt. Kein Problem! Jetzt bin ich den Hammer Steindamm einmal komplett hochgelaufen, dann kann ich ihn auch wieder runterlaufen. Tabea wartet mittlerweile an einer nahegelegenen Tankstelle an der Hammer Landstrasse auf mich.

Als ich die Tankstelle erreiche, spricht mich Tabea sofort an. Ein Mann mit Rucksack an einer Tankstelle ist halt deutlich einfacher zu erkennen als eine Frau, die an einer Tankstelle einen Volvo betankt. Von der ersten Minute an fühle ich mich bei Tabea gut aufgehoben und bin entspannt. Jetzt noch schnell ein Toiletten-Päuschen und dann geht es bereits los.

Mit dem Auto ist der schnellste Weg von Hamburg nach Malmö mit der Fähre von Puttgarden auf Fehmarn nach Rødby in Dänemark. Der Zug hingegen nimmt den Umweg über Kolding, Odense und Korsør. Auf meiner ersten Fahrt im Nachtzug von Berlin-Ostbahnhof nach Malmö im Jahre 2005 ging es noch mit dem Zug auf die Fähre. Ob das heute noch so ist, weiss ich nicht. Jedenfalls kann man da nicht sehr gut schlafen, denn das Verladen des Zuges dauert ziemlich lange und ist zudem sehr laut - nachts um 2 Uhr.

Unterwegs erzählt Tabea sehr viel über ihr Leben - bei so viel Input habe ich etwas Mühe mir all die Details genau zu merken. Sie ist Tochter eines Pfarrers und Augenärztin, hat jetzt aber in den Bereich Kirchenmusik gewechselt und arbeitet in Schweden, wo sie Kinder, z.B. im Chor unterrichtet. In wenigen Monaten wird sie offiziell die schwedische Staatsbürgerschaft erlangen und kann zudem ziemlich gut Schwedisch.

“Jag will har en kaffee tack”

Auf der Fähre gönne ich mir einen Kaffee, den ich mit folgendem Satz bestelle: “Jag will har en kaffee tack” was auf Deutsch soviel wie “ich will haben einen Kaffee danke” bedeutet. Das klappt immer, nur meisst kommt dann eine Rückfrage, wie z.B. “mit Milch?” oder “sonst noch etwas?”… und spätestens hier steige ich immer auf Englisch um. Tabea hingegen gönnt sich im Duty-Free Laden noch eine riesen Portion Lakritze. Vielleicht ist das ja Teil des Einbürgerungstests?

In Dänemark angelandet sind es von Rødbyhavn aus nicht mehr als zwei Stunden Autofahrt bis wir Kopenhagen erreichen. Die Fahrt ist äusserst entspannt. Keine Berge, keine Staus, kein Drängeln wie das auf deutschen Autobahnen so üblich ist. Hinzu kommt, dass der Volvo recht bequem ist und Tabea eine angenehme Fahrerin.

Kopenhagen und Malmö trennt nur eine Brücke - die ca. 8 km lange Öresundbrücke. Sie ist die weltweit längste ihrer Art.

Gegen 19:00 Uhr, nach nur fünfeinhalb Stunden Fahrt, erreichen wir Malmö-Kirseberg. Da Kirseberg auf dem Weg nach Vaxjö liegt, bringt mich Tabea bis zur Haustür. Der Abschied fällt mir schwer.

Hier in Kirseberg, einem Stadtteil von Malmö, erwartet mich ein kleines, süsses Airbnb-Zimmer bei Ruth. Ruth spricht, neben schwedisch und dänisch, auch noch französisch und so versuche ich mich in Konversation mit ihr in meinem gebrochenem Schulfranzösisch. Da ich um 20:30 Uhr mit Jenni in Malmö verabredet bin, kann ich nur eine kurze Dusche nehmen und mich nur kurz ausruhen. Dann muss ich auch schon wieder weiter.