Tag 22 - Wandern mit dem Stockholm Mountain Club

Saturday, 9. September 2023

Tag 22 - Wandern mit dem Stockholm Mountain Club

In Stockholm zu sein bedeutet für mich immer auch an mindestens einer Wanderung mit Girish und seiner internationalen Wandertruppe - dem Stockholm Mountain Club - teilzunehmen. So soll es auch diesmal sein!

Meine Motivation, am Samstagmorgen um 6 Uhr aufzustehen (nach nur ca. vier Stunden Schlaf), ist nicht sehr ausgeprägt. Doch der Gedanke an die vielen liebenswerten Menschen wie z.B. Swapnil, Nikolai oder Olga, die an der Wanderung teilnehmen werden, lässt nur wenig Zweifel aufkommen.

Girish, Husky Max und ich verlassen 7:45 Uhr das Haus, nachdem Girish uns ein leckeres und Kraft-gebendes Omlett zubereitet hat, wie fast jeden Morgen. Da Max relativ bald sein Geschäft verrichtet, sind wir gut in der Zeit. Die Tunnelbahn der Grünen Linie T19 bringt uns von Hagsätra bis nach Gullmarsplan. Hier müssen wir in eine andere Grüne Linie umsteigen, da zu bestimmten Stunden nur eine der drei Grünen Linien weiter Richtung Innnenstadt fährt. In Slussen (“Schloss” auf Deutsch) wechseln wir in die Rote Linie und steigen Tekniska högskolan (“Technische Hochschule”) aus. Von hier aus geht es um 9:10 Uhr weiter mit dem Doppeldeckerbus der Linie 676 Richtung Norrtälje. Nikolai, der Deutsche Hühne aus Bamberg, erreicht gerade noch so unseren Bus. Er hat übrigens gewissen Ähnlichkeit zum “Beisser” aus James Bond (Rio de Janeiro) - abgesehen von den Zähnen. In Brottby trafikplats steigen wir alle gemeinsam aus - bis auf Olga, Olga’s Vater und ihrem Husky-Welpen sind wir komplett - sie kommen aus Uppsalla angereist.

Die Busfahrt kommt mir bekannt vor. Spätestens als wir aussteigen wird mir klar, hier war ich bereits schon einmal letztes Jahr im Sommer. Damals war dies der Startpunkt meiner ersten Solo-Übernacht-Tour. Im Unterschied zu letztem Jahr habe ich heute leichte 5 kg an Gepäck dabei - damals waren es ca. 20 kg, zudem sind es heute mehr als 20 Leute. Ziemlich gleich geblieben ist die Wanderroute. Heute sind es 24,5 km. Damals waren es einige Kilometer mehr (bis nach Täby), allerdings verteilt auf zwei Tage.

Ein paar Leute sagen noch kurzfristig ab, wie z.B. Nadia. Sie waren Freitagabend feiern und haben möglicherweise zuviel Alkohol getrunken. Nur die zwei harten Jungs Torben und Swapnil sind trotz allem bei der Wanderung mit dabei. Wer feiern kann, der kann auch wandern.

Vorstellungsrunde - Zeit für die Moskitos

Vorstellungsrunde

Während der Vorstellungsrunde haben die Moskitos Zeit für ein ausgiebiges Frühstück - unser Blut! Wir hingegen sollen jeder ein Land nennen, in dem wir gerne leben würden - ich bin frühmorgendlich ohne viel Schlaf wenig kreativ und nenne Deutschland - nach einem “Langweilig!"-Zwischenruf von Girish - tendiere ich zu Polen als Alternative - nicht unbedingt sehr viel exotischer.

Unsere Truppe ist - wie immer - international. Nur die Schweden trauen sich selten hinzu. Indien führt heute mit 6 Personen noch vor Deutschland mit 3 Personen, trotz 15-facher Einwohnerzahl Indiens gar kein so schleches Ergebnis für Deutschland :). Danach folgen Polen, Belarus, Brasilien und Mexiko mit jeweils zwei Personen und Ungarn, Russland, Kasachstan, Türkei und Kolumbien mit jeweils einer Person. Typischerweise sind Inder, Deutsche und Polen recht dominant in der Gruppe vertreten.

Los, Auf, Marsch, Marsch!

Grüne Wiese

Da wir heute noch einiges vor uns haben wird nicht lange geschnackt. Alsbald setzt sich der Trupp in Bewegung. Angeführt von Torben, Girish und Max. Die Nachhut bildet Nikolai - an ihm kommt keiner vorbei, dank seiner Grösse von über 2 Metern :).

An manchen Stellen müssen wir einen Elektrozaun passieren. Wo immer das nötig ist lässt sich der stromdurchflossene Draht entsprechend aushängen. Gewissenhaft gibt Torben diese Information an Nikolai per Walkie-Talkie durch, damit dieser nicht vergisst den Draht wieder zu schliessen.

Nach einigen wenigen Kilometern linksseitig entlang der Autobahn, erreichen wir gegen 11:00 Uhr unseren ersten Halt - eine kleine Huette.

Erster Stopp an kleiner Hütte

Mit Max und Kiara über Stock und Stein

Nach einer kurzen Pause übernehme ich Max. Das Husky-Weibchen Kiara folgt uns. Sie darf ohne Leine laufen. Würde ich hingegen Max von der Leine lassen, würde er im besten Fall mit einem Hasen oder Reh im Maul zurückkommen. Wenn es dumm läuft würde hingegen irgendwo eine Herde Kühe um ihr Leben bangen müssen.

Max und Kiara voraus, rennen wir gemeinsam über Stock und Stein. Der Boden ist mit Wurzeln und Steinen übersät. Erschwerend kommt hinzu, dass Max meine Sicht einschränkt, mal abgesehen vom Rucksack. Das erfordert einiges an Konzentration, macht uns dreien aber sehr viel Spass. Hier und da ist der Boden morastig und nur über Bretter passierbar - zumindest für mich. Max und Kiara geniessen die Wasserlachen und erfrischen sich darin. Da Hunde nicht über die Haut transpirieren ist dies, abgesehen vom Hecheln mit der Zunge, die einzigste Möglichkeit ihre Körpertempertur zu senken. Im Sommer halten daher insbesondere Huskeys nicht besonders lange durch. Hier ist der Mensch haushoch überlegen. Im Winter muss man hingegen sehr sehr fit sein :).

Auf einem dieser Bretter rutsche ich aus, kann mich aber glücklicherweise noch fangen. Später erzählt mir Torben, dass es ihm genauso erging und er daraufhin diese Stelle mit einem Kreuz markiert hat. Auf einer Lichtung warte ich, verschwitzt, auf die Truppe. Genau hier habe ich vor einem Jahr auch pausiert und meinen Füssen etwas Luft gegönnt. Während wir auf die anderen warten, vermisst Husky-Hündin Kiara ihr Herrchen und läuft ihm entgegen. Sie ist wirklich sehr intelligent! Nach 10 Minuten erreicht mich Torben - wenig später der Rest der Gruppe.

Mittagspause am ersten See

Genau hier auf diesem Felsen (siehe Bild unten), habe ich letzten Sommer mein Nachtlager gehabt. Zuvor hatte ich wenig oberhalb in einem kleinen Waldstück in Girish’s Snugpack (das ist ein Biwakzelt) versucht zu schlafen, dann aber Platzangst bekommen und es in der Hütte unweit von diesem Felsen probiert, in dem es vor Moskitos aber nur so wimmelte. Dieser Felsen war zwar hart, dafür wehte ein angenehmes Lüftchen, das wohl auch dafür sorgte, dass sich die Moskitos fern hielten. An Schlafen liess sich damals dennoch nicht denken, da genau über dem See die Einflugschneisse in Richtung Arlanda Airport verläuft - und prompt sehen wir ein Flugzeug im Landeanflug.

Die drei Deutschen beim Mittag - Torben, Nikolai und meine Wenigkeit

Joggen bis zum Badesee oder K.O.

Gerne wäre ich hier schon in den See gesprungen. Wir laufen hingegen noch 7 km weiter zu einem anderen See, der einen richtigen Strand und ein Restaurant hat. Max ist nun wieder fest an mich gebunden und schon geht es weiter im Galopp. Swapnil und Torben schliessen sich mir an und joggen eine Weile mit, am Ende ist es nur noch Torben. Und so erreichen wir gegen 15:30 Uhr den Badesee und geniessen die Erfrischung.

Mit Max am Badesee

Nach dem Schwimmen lassen wir den Tag in dem nahen Restaurant ausklingen, mit Bier und Kaffee. Von hier sind es noch ein paar Meter oder Kilometer zur Bushaltestelle. Müde und zufrieden kehren wir wieder zurück nach Stockholm.