Tag 1 - Von Tiefenbronn nach Düsseldorf

Saturday, 19. August 2023

Tag 1 - Von Tiefenbronn nach Düsseldorf

Heute endlich beginnt meine Reise - nach viel zu langer Vorbereitungsphase. Von Deutschland ausgehend möchte ich über Land und Meer Japan erreichen - sprich ohne ins Flugzeug steigen zu müssen. Der erste Stopp wird heute in Düsseldorf bei Mehdi sein.

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Typisch für nahezu jeder meiner Reisen ist das obligatorische Umpacken am Morgen kurz vor der Abfahrt. So soll es auch heute sein! Nochmal ein bisschen Gepäck reduzieren oder noch mehr hinzupacken - meisst Dinge die man dann eh nie braucht aber an die man in der schlaflosen Nacht zuvor noch gedacht hat. Auch heute ist das nicht viel anders. Doch eines ist anders: Diese Nacht habe ich geschlafen! Ansonsten schlafe ich nie vor einer Reise. Ob das ein gutes Omen ist?

Mit 12 kg Gepäck (inklusive Wasser) verlasse ich kurz nach 9:00 Uhr am Samstagmorgen des 19. Augusts 2023 das Haus meiner Eltern. Mit dem Bus der Linie 666 geht es zum Hauptbahnhof in Pforzheim. Natürlich hat der Bus Verspätung, sodass ich den geplanten Zug verpasse. Kleiner Tipp: Immer einen Bus früher nehmen! Da ich bis nach Düsseldorf mit dem 49 EUR Ticket unterwegs bin, nehme ich es gelassen. So bleibt mir am Bahnhof genug Zeit noch das Kundenzentrum der Deutschen Bahn aufzusuchen um mein Deutschland-Ticket Abo für September zu kündigen - laut dem Bahnmitarbeiter ist das jedoch nicht mehr möglich. Das regt mich auf - insbesondere, weil ich es online dann doch noch kündigen kann. Klassische Fehlinformation!

Mit dem Inter-Regio Express geht es dann von Pforzheim aus weiter Richtung Karlsruhe. Natürlich auch mit Verspätung, sodass ich den Anschlusszug am Hauptbahnhof Karlsruhe über Neustadt nach Kaiserslautern verpassen würde. Also steige ich in Karlsruhe-Durlach aus und fahre mit der S-Bahn nach Bruchsal. Dort steht bereits die S-Bahn nach Mannheim bereit, und als ein paar Leute beginnen loszurennen, so tue ich Dasselbe. Doch in der S-Bahn merke ich, warum die Eile? Die fährt doch erst in 20 Minuten ab.

“Man sollte mehr reisen, statt am Computer zu sitzen.”

Während der Fahrt lese ich das Buch Couchsurfing in Russland von Stefan Orth um mich mental auf Russland vorzubereiten - wenn das denn geht. Das obige Zitat stammt aus diesem Buch. Zudem hab ich ein weiteres Buch mit im Gepäck - über die Japanische Lebenskunst Ikigari von Ken Mogi.

Von Mannheim geht es irgendwie weiter nach Mainz - wie es singt und lacht. Typisch für Mainz ist, wie ich finde, dass sich das Gleis häufig noch sehr kurzfristig ändert. So auch heute. Bahn-typisch ist der Zug nach Koblenz sehr voll. Unbewusst steige ich vorne in der 1. Klasse ein. Doch der Zug ist so voll, dass wir in der 1. Klasse festsitzen. Nun, hier ist wenigstens Platz.

Im Zug nach Koblenz

Die Fahrt von Mainz nach Koblenz ist unbedingt sehenswert! Am besten man sitzt auf der rechten Seite, da der Zug linksseitig am Rhein entlang fährt. Der Schaffner lässt sich glücklicherweise nicht blicken, eventuell gibt es auch nur einen Zugführer. Auch wenn jetzt Platz in der 2. Klasse ist bleibe ich in der 1. Klasse sitzen - macht das jetzt noch einen Unterschied?

Den Hauptbahnhof in Koblenz kenn ich bereits auch schon ganz gut. Einmal waren wir dort, als wir von der Bundeswehr aus mit unseren Unimogs auf den Truppenübungsplatz nach Daaden gefahren sind. Im Westerwald wurden wir noch mit dem Hitlergruss empfangen - anscheinend war bis dorthin das Ende des 2. Weltkrieges noch nicht vorgedrungen (im Jahre 1999) . Dann eines Nachts bin ich hier angestrandet, als ich auf dem Weg von Hamburg Richtung Heimat war. Und jetzt wieder einmal. Es bleibt Zeit für einen kleinen Kaffee und eine süsse Nussschnecke. Um 15:16 Uhr geht es mit dem RE 5 Richtung Oberhausen noch für knapp zwei Stunden weiter bis nach Düsseldorf Hbf, sodass ich eigentlich um 17:00 Uhr Düsseldorf erreichen sollte, wenn nicht kurz vorher mal wieder Personen auf den Gleisen wären - das passiert in grösseren Städten öfters als man denkt. In Düsseldorf nehme ich noch kurz für eine Station die Strassenbahn in die falsche Richtung, sodass ich insgesamt mit nur zwei Stunden Verspätung bei Mehdi’s Behausung auftreffe. Gar nicht schlecht für die Deutsche Bahn. Praktisch pünktlich wenn ich an meine letzte Fahrt von Leizpig nach Pforzheim mit insgesamt ca. sieben Stunden Verspätung denke. In Tadschikistan hat aber eine Autofahrt auch schon mal 32 Stunden gedauert. Von daher - alles easy. Die Hauptsache ist, man kommt unversehrt und in einem Stück ans Ziel.

Mehdi's Zimmer

Bei Mehdi in Düsseldorf erwartet mich eine freundliche Umarmung und vorallem eines - Chaos. Mehdi ist ein Freund, den ich noch aus den guten alten Studentenzeiten her kenne. Er wohnte damals im 6. Stock - ich im 3. Stock desselben Wohnheimes. Sein Zimmer hier in Düsseldorf ist gefühlt halb so klein wie unser damaliges Wohnheimszimmer, zum dreifachen Preis. Zudem ist der Boden mit Mehdi’s Kleidung, Schuhen und was sonst noch übersät. Wäre Mehdi Künstler, so hätte man es als ein Kunstwerk ausgeben können. Nun, Mehdi ist Lebenskünstler :). Das Bild entstand übrigens nachdem ich fünf Minuten ordentlich sauber gemacht habe.

Nach einer kurzen Dusche gehen wir mit einem Freund von Mehdi essen - Mohammed aus Jordanien - und anschliessend Richtung Altstadt. Mehdi hat die gute Idee ins Em Pöötzke zu gehen - eine Jazz Kneipe mit Livemusik und gutem Bier. Die Sängerin und der Pianist sind echt der Hammer! Ganz besonders auch für nicht Jazz-Liebhaber wie mich. Dafür hat das Bier schwedische Preise. Danach gehen wir noch steil und besuchen ein paar Discos, aber lange halten wir es nirgendwo aus. Gegen 2:00 Uhr haben wir genug und laufen heim.